Zwei Jahre nach Gründung leben in den Jugenddörfern Limmer und Schloss Kaltenstein 115 Jugendliche. Dort wohnen sie gemeinsam mit 40 Mitarbeitenden für Hauswirtschaft, Ausbildung, im pädagogischen Bereich und in der Verwaltung. In der Anfangszeit entwickelt sich das Angebot sozialer Hilfe und christlicher Fürsorge, ebenso wie das pädagogische Konzept „Jugenddorf“, Stück für Stück weiter. Jugenddorf bedeutet schließlich nicht nur eine Siedlung, sondern auch in menschlicher und politischer Hinsicht gemeinsam leben. Darüber hinaus soll das Jugenddorf für alle Mitarbeitenden und anvertrauten jungen Menschen eine Begegnungsstätte mit Jesus Christus sein.
Im gleichen Jahr setzt Dannenmann ein weiteres seiner Projekte um: die erste Jugenddorf-Christophorusschule (JCS), im niedersächsischen Elze. Schulleiter ist Dr. Martin Freytag, der viel Erfahrung und gute Kontakte zu den Kultusministerien mitbringt. Erst 1957, mit dem ersten Abiturjahrgang, erfolgt die staatliche Anerkennung als Gymnasium in freier Trägerschaft. Hartmut Hühnerbein, ehemaliger CJD Vorstand, erklärt:
Zum ersten Mal finden die eigenen Bundes-Jugenddorfmeisterschaften statt. Teils in Castrop-Rauxel, teils in Oespel treten die jugendlichen Teilnehmenden in sportlichen Wettkämpfen verschiedener Disziplinen gegeneinander an.
Arnold Dannenmann reist mit zwei seiner Kollegen nach Bonn zum offiziellen Empfang beim damaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer. Sie sprechen über Fragestellungen, die das Leben von Jugendlichen betreffen, und über die Idee, ein Jugenddorf speziell für Mädchen zu errichten.
Seit den frühen 1950ern kommen zahlreiche deutschstämmige Aussiedler aus dem ehemaligen Ostblock nach Deutschland. Daher richtet das CJD in verschiedenen Jugenddörfern spezielle Förderklassen für die Aussiedlerkinder ein. Die Förderklassen gibt es noch bis in die frühen 2000er Jahre.
Hartmut Hühnerbein erinnert sich:
Im Rahmen der politischen Bildung, mittlerweile eine der vier Kernkompetenzen in der Persönlichkeitsbildung des CJD, findet ungefähr einmal im Jahr das Marburger Jugendparlament statt. Als die Protestbewegung der Studierenden 1968 zunehmend für Unruhe in der Bundesrepublik sorgt, stellt das CJD die Veranstaltungsreihe ein.
Sport spielt von Anfang an eine wichtige Rolle im CJD – egal, ob im Jugenddorf oder in den Schulen. Einige der Freizeitsportlerinnen und -sportler schaffen es sogar bis zu nationalen und internationalen Meisterschaften. Insbesondere das CJD Limburgerhof tut sich mit seinen erfolgreichen Trampolinturnerinnen und -turnern hervor. Erfolge feiert auch die Volleyballgruppe mit dem deutschen Meistertitel der Herren 1958 und 1959.
Kirchenmusikdirektor Dr. Jürg Wieber gründet am Christophorus-Gymnasium Altensteig im Nordschwarzwald die Christophorus-Kantorei Altensteig. Bis heute bildet der Chor des Christophorus-Musikgymnasiums in speziellen Chorklassen und im Kinderchor junge Menschen für das Singen im Konzertchor aus. Mit nachweislichem Erfolg: Die Christophorus-Kantorei ist mehrfache Preisträgerin bei nationalen und internationalen Wettbewerben.
In Wolfsburg wird erstmals im CJD eine Einrichtung speziell für "schwererziehbare" Kinder und Jugendliche eingerichtet. Auch wenn das Jugenddorf sie bei ihrer schulischen und beruflichen Ausbildung begleitet, soll nach Möglichkeit die Familie einbezogen werden – beispielsweise durch Hilfestellungen bei der Erziehung vor Ort oder Unterstützung im Alltag.
Aus einer Freizeitgruppe der offenen Jugendarbeit des Jugenddorfzentrums in Stuttgart entwickeln sich mehrere erfolgreiche Volleyballteams. Besonders erfolgreich ist das Frauenteam, das in den 70ern bereits in der Landesliga spielt, später sogar in der Bundes- und Profiliga. Das harte Training und der Kampfgeist werden mit mehreren deutschen Titeln belohnt.
Die Christophorusschule Elze erweitert ihr Angebot um die Förderung von jungen Menschen mit einer Lese- und Rechtschreibschwäche. Während sich Schulen mit der Diagnose und dem Umgang mit dieser Schülergruppe meist schwertun, erarbeitet das CJD ein umfassendes Therapiekonzept. An der hessischen Jugenddorf Christophorusschule Oberurff entsteht später sogar ein staatlich anerkanntes Legastheniezentrum. Darüber hinaus fördern auch andere Christophorusschulen Schülerinnen und Schüler mit einer Lese- und Rechtschreibschwäche.
In Berchtesgaden finden erstmals die CJD Winterspiele statt. Der Standort eignet sich aufgrund seiner Lage hervorragend für die Austragung eines Wettkampfs in Wintersportarten.
Gesunde Ernährung schmackhaft machen: Beim CJD-eigenen Habakuk-Wettbewerb treten Köchinnen und Köche aus den eigenen Küchen gegeneinander an. Die Disziplin: die besten Menüs mit ausgewogener, gesunder Ernährung zubereiten. Den Preis stiftet Arnold Dannenmann, um die Bemühungen um alternative Ernährung zu ehren. Der Name des Wettbewerbs leitet sich vom Propheten Habakuk ab (siehe Habakuk 1, 1–3, 19 und Apokryphen, Buch Daniel, 2, 32–39).
Dazu Hartmut Hühnerbein:
Mit dem Jugendsegelschoner „Zuversicht“ verwirklicht Dr. Christopher Dannenmann gemeinsam mit dem an der Ostsee gelegenen Jugenddorf Eckernförde ein besonderes pädagogisches Projekt: Vom Schulbesuch ausgeschlossene Jugendliche erhalten im Segelschonerprogramm „Zuversicht“ wie auch durch das vielfältige land- und hauswirtschaftliche Ausbildungsangebot eine Alternative zu den gängigen Formen der Jugendhilfe. Das Projekt bietet neben vielfältigen pädagogischen Möglichkeiten auch besondere Erlebnisinhalte.
Insgesamt neunmal beteiligt sich das CJD mit einer Gruppe Jugendlicher beim traditionellen „Jugendempfang des Bundespräsidenten“. Dort können sie für sie wichtige Themen direkt adressieren.
Bei den Abituriententagen bekommen alle Abiturientinnen und Abiturienten der Jungenddorf-Christophorusschulen die Möglichkeit, sich Vorträge von Wissenschaftlern, Fachjournalisten und Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Kirche anzuhören. Dadurch setzen sie sich mit aktuellen Themen auseinander und können zudem die Referierenden persönlich kennenlernen.
Das „Ökoprojekt Arbeiten und Lernen“ weitet sich in den neuen Bundesländern aus. Vor allem in Thüringen verhilft es in einem Zeitraum von mehreren Jahren über 300 jungen Menschen zu einem Neustart ins Berufsleben. Von den Maßnahmen profitiert letztlich auch die Umwelt – beispielsweise in Pößneck, wo die Jugendlichen gemeinsam die gravierenden Umweltschäden der ehemals größten Schweinemastanlage Europas beseitigen. Dazu Hartmut Hühnerbein:
Der Jugendmigrationsdienst des CJD Nienburg in Niedersachsen ruft das Theaterprojekt „Sputnike“ ins Leben. Namentlich angelehnt an den ersten russischen Satelliten in der Erdumlaufbahn symbolisiert das Projekt den Aufbruch in eine neue Welt. Bei Sputnike engagieren sich einheimische Jugendliche, junge Aussiedler und junge Migranten gleichermaßen, wodurch sie sich besser kennen lernen und Vorurteile abbauen. Unter Anleitung von Pädagogen gestalten sie selbstständig Theaterstücke mitsamt der Musik, der Bühnenperformance, den Kostümen und den Kulissen. In den Texten verarbeiten sie ihren Alltag. Das Ensemble geht mehrmals auf Tournee und erhält einige Preise.
Das Justizministerium Baden-Württemberg erlässt 2003 eine neue Verwaltungsvorschrift für den Jugendstrafvollzug in freien Formen und ermöglicht damit das „Projekt Chance“ des CJD im baden-württembergischen Creglingen. Das Projekt wendet sich an sogenannte „Mehrfach- und Intensivtäter“ im Alter von 14 bis 21 Jahren, die zu einer Haftstrafe ohne Bewährung verurteilt wurden. Anstelle einer Inhaftierung absolvieren die Jugendlichen ein speziell für sie konzipiertes und zeitlich befristetes Training.
Im Projekt „Panorama“ in Berlin können Kinder aus bildungsfernen Schichten sowie aus einem durch familiäre und soziale Probleme geprägten Umfeld ein Instrument erlernen. Dabei soll das Kind sein eigenes Selbstwertgefühl stärken und die Liebe zur Musik entdecken, indem es den Zugang zum eigenen Instrument und zum Zusammenspiel in der Gruppe findet. Am 5. Oktober 2015 feiern die Panorama-Kinder eine Uraufführung in der Berliner Philharmonie im Rahmen des 33. Konzerts des CJD Orchesters.
Drei Abiturienten der CJD Christophorusschule Rostock unternehmen als Botschafter der CJD Jugendkonferenz eine Fahrradtour durch ganz Deutschland. Auf ihrer fast zweimonatigen Tour legen sie eine Strecke von 3.600 km durch alle Bundesländer zurück und machen Halt an 26 Einrichtungen des CJD.
Eine gestärkte Persönlichkeit ist für Kinder, Jugendliche und Erwachsene die Voraussetzung für ein selbstständiges Leben und Teilhabe an der Gesellschaft. Persönlichkeitsbildung klärt, wie Menschen sich sehen, mit der Antwort auf die Frage: Wer bin ich?