Die Familienwohngruppe „Nestwärme“ ist die vielleicht kleinste und unbekannteste Wohnform im gesamten CJD. Mit einer großen Portion Idealismus und turbulenter Kinderhauserfahrung starteten die Krankenschwester Mechthild Enkelmann und ihr Ehemann, der Sozialpädagoge Christfried Enkelmann 1997 mit drei eigenen und drei aufgenommenen Kindern in ein unbekanntes Abenteuer. Am Anfang stand die Gründung der überschaubaren Familienwohngruppe in einem kleinen Dorf in Ostbrandenburg. Trotz vieler neuer Herausforderungen im 24-Stunden/ 7-Tage-Dienst fühlte sich das Zusammenleben sofort gut an: für die eigenen und aufgenommenen Kids Zeit zu haben, Gemeinschaft zu gestalten, Lebenszeit miteinander zu teilen.
Mit allen Facetten eines quirligen Familienlebens erlebten sie Höhen und Tiefen und blieben dabei dem CJD- Motto treu: „Jedem seine Chance!“. 2001 zogen sie aus der angemieteten Alten Schule in ein sanierungsbedürftiges 100 Jahre altes Wohnhaus im Nachbarort Gusow. Hier war alles, was für den täglichen Bedarf benötigt wurde: Bäcker, Tante- Emma- Laden, Badesee, Wald, die Alte Oder, Freunde, Kirchengemeinde, Bahnhof...und ein Garten! Die erste Kinderschar wurde nach und nach flügge und neue Kinder landeten im Nest.
2010 erreichte sie die Anfrage vom Jugendamt für ein besonders hilfloses neugeborenes „Küken“ ohne Mutterfürsorge. Was nun? Abweisen? Aufnehmen? Unruhe im Nest! Beraten...Fragen...Beten. Am Ende folgte Familie Enkelmann dem CJD- Slogan: „Keiner darf verloren gehen!“ und nahm den schwerst-mehrfachbehinderten Säugling direkt von der Klinik unter ihre Fittiche. Die Ärzte gingen von einer maximalen Lebenserwartung von ein bis zwei Jahren aus und sagten bei der Übergabe: „Machen Sie dem Jungen noch eine schöne Lebenszeit in ihrem Familiennest“.
12 Jahre später - im April 2022 - feierten sie mit dem Nesthäkchen seinen 12. Geburtstag. „Das ist nicht selbstverständlich, dafür sind wir Gott dankbar, darum feiern wir das Leben!“, freuen sich Christfried und Mechthild Enkelmann.