„PädZi“ – ein partizipatives Instrument zur Pädagogischen Zielerreichung

22. Sep Prof. Dr. Jörg M. Fegert, Prof. Dr. Ferdinand Keller, Dr. Thea Rau, Sophia Mayer Essays
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Welche Bedarfe haben aktuell der einzelne Mensch, der Sozialraum und die Gesellschaft? Wie werden sich diese in den kommenden Jahren entwickeln? Wie lassen sich daraus passgenaue Angebote erarbeiten? Um den Blick in die Zukunft zu schärfen, haben wir Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Disziplinen eingeladen, gegenwärtige Entwicklungen in der Bildungs- und Sozialarbeit zu analysieren und Herausforderungen der Zukunft aufzuzeigen.

Das Projekt Pädagogische Zielerreichung „PädZi“ wird seit nunmehr fast 20 Jahren vom Christlichen Jugenddorfwerk Deutschland gemeinnütziger e.V., der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie des Universitätsklinikum Ulm (KJPP Ulm) und der Firma arielgrafik GmbH gemeinschaftlich betrieben und weiterentwickelt. Ziel war es, ein Instrument zu entwickeln, welches zur Erfassung und Evaluation von Hilfeverläufen in verschiedenen Einrichtungen des CJD eingesetzt werden kann. Dazu werden psychische Verhaltensauffälligkeiten in der Selbst- und Fremdeinschätzung, verschiedene Aspekte der Lebensqualität, die Einschätzung von Zufriedenheit und Partizipationsmöglichkeiten sowie acht soziale Kompetenzbereiche und drei individuelle Ziele erhoben. Die KJPP Ulm hat inzwischen zahlreiche Studien zu wissenschaftlichen Fragestellungen wie der Wirksamkeit von Jugendhilfe allgemein und bei Subgruppen, wie zum Beispiel unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, zum Zusammenhang von Partizipation und Hilfeverläufen und der Vorhersagbarkeit von Abbrüchen publiziert. Nach der Darstellung wichtiger Ergebnisse daraus und einem Ausblick auf geplante wissenschaftliche Projekte wird auf den aktuellen Koalitionsvertrag für die 20. Legislaturperiode verwiesen, nach dem auch in Zukunft Verläufe in der stationären Jugendhilfe systematisch untersucht werden sollen. „PädZi“ bietet mit der individuellen Erfassung der Ausgangssituation und des Zielerreichungsverlaufs ideale Voraussetzungen für solche Verlaufsbeobachtungen und hat darüber hinaus den Vorteil, dass Kinder und Jugendliche bei der Bewertung und Analyse ihrer Entwicklung mitwirken können.

Über die Autoren:

Prof Dr. Jörg M. Fegert ist Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm. Kurz nach der Gründung dieser Abteilung durch ihn 2001 entstand die Zusammenarbeit mit dem CJD zum Thema „Versorgungs- und Verlaufsforschung in der stationären Jugendhilfe“. Prof. Fegert ist Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats für Familienfragen beim BMFSFJ und leitet an der Universität Ulm den Kompetenzbereich Prävention psychische Gesundheit im Kompetenznetz Präventionsmedizin Baden-Württemberg. Er ist Co-Sprecher des Zentrums für Traumaforschung der Universität Ulm und Leiter des Kompetenzzentrums Kinderschutz in der Medizin in Baden-Württemberg.

Prof. Dr. Ferdinand Keller, Dipl.-Psych., leitet den Bereich „Instrumente und Methoden“ in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm und ist seit 2006 in der Projektleitung von „PädZi“. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte sind psychometrische Analysen zu Depressionsinstrumenten und Breitbandfragebögen zu psychischen Auffälligkeiten im Kinder- und Jugendbereich sowie die Entwicklung und Anwendung von Fragebögen zur Behandlungszufriedenheit für Kinder, Jugendliche und Eltern.

Dr. Thea Rau ist Forschungsgruppenleiterin in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm. Aus der Perspektive ihres beruflichen Hintergrunds als Sozialarbeiterin und auf der Grundlage ihrer praktischen Erfahrungen in der Arbeit mit gewalttätigen jungen Erwachsenen beschäftigt sie sich seit vielen Jahren nun als Wissenschaftlerin mit dem Thema der Gewalt, u. a. mit dem Thema Extremismus. Im Jahr 2019 hat sie zudem die wissenschaftliche Begleitforschung für das Projekt „PädZi“ übernommen. Ziel ihrer Forschungstätigkeit in diesem Projekt sind Fragestellungen aus der Praxis der Jugendhilfe mit dem umfangreichen „PädZi“-Datensatz zu beantworten.

Sophia Mayer ist Psychologin und seit 2019 wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm in der Forschungsgruppe von Frau Dr. Rau. Bereits während ihres Psychologiestudiums orientierte sich Frau Mayer in Richtung Kinder- und Jugendhilfe und absolvierte ihr Praxissemester im Jugendamt Neu-Ulm. Frau Mayer befasst sich aktuell mit Fragestellungen zu Gewalt im Sportkontext und zur Praxis der Jugendhilfe sowie mit der Neugestaltung von „PädZi“.


Über den wissenschaftlichen Sammelband:

Unser Bestehen seit 75 Jahren befähigt uns, mit Freude, Mut, Hoffnung und viel Gottvertrauen in die Zukunft zu schauen. Im CJD wurde schon immer analysiert, welche Bedarfe der einzelne Mensch, der Sozialraum und die Gesellschaft aktuell und in den kommenden Jahren hat und haben wird, um daraus passgenaue Angebote zu entwickeln. Um den Blick in die Zukunft zu schärfen, haben wir das Jubiläumsjahr zum Anlass genommen, einen wissenschaftlichen Sammelband zu beauftragen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Disziplinen, die das CJD in unterschiedlichen Funktionen teilweise seit Jahren begleiten, haben sich dankenswerterweise bereit erklärt, ihre Expertise einzubringen.

  • Titel: "Kompetenz entwickeln | Werte vermitteln | Präventiv arbeiten. 75 Jahre CJD – Perspektiven der Bildungs- und Sozialarbeit"
  • Erstmalige Veröffentlichung am 28. September 2022 beim offiziellen Jubiläumsfestakt in Stuttgart
  • Erhältlich im Online-Shop des kopaed Verlags unter diesem Link